Grünes Arbeiten ganz groß
Das Architekturbüro BIG hat für Google einen neuen Campus geschaffen – ein Leuchtturmprojekt für nachhaltiges Bauen
Die Errungenschaften des Silicon Valley sind legendär und haben unser Leben an vielen Stellen verändert. Nun macht sich Google mit seinem 42 Hektar großen Bay View Campus an der Stadtgrenze zu Sunnyvale daran, auch das Bauen der Zukunft zu beeinflussen. Als Planer für das Megaprojekt konnten das Kopenhagener Ausnahme-Architekturbüro BIG und das britische Heatherwick Studio gewonnen werden. Die Vorgabe von Google: Bis 2030 will es das erste große Unternehmen sein, das 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche mit kohlenstofffreier Energie arbeitet.
Superlative kann der Standort aber schon jetzt für sich beanspruchen. Für seine nachhaltige Bauweise hat er die herausragende LEED-NC v4-Zertifizierung in Platin erhalten – und ist damit das größte Projekt mit diesem Label der Welt. Außerdem ist er der größte Bau, der jemals die Water Petal-Zertifizierung der Living Building Challenge (LBC) des International Living Future Institute (ILFI) erhalten hat.
Die Dimensionen des Projektes sind gigantisch. Auf insgesamt 1,1 Millionen Quadratmetern – darunter 20 Hektar Freifläche – eröffneten im Mai 2022 drei Bauten. Neben zwei Bürogebäuden gibt es ein Veranstaltungszentrum für bis zu 1.000 Personen. Alle drei Gebäude sollen den Menschen in den Fokus stellen, wegweisende Bedingungen für die Zukunft des Arbeitsplatzes und skalierbare, replizierbare Lösungen für die Bauindustrie schaffen. Architektur und Design basieren auf drei Themen, die von Google zu Beginn des Projekts definiert wurden: Innovation, Natur und Gemeinschaft.
„Das Design des neuen Bay View Campus ist das Ergebnis eines unglaublich kooperativen Designprozesses. Die Zusammenarbeit mit einem so datengesteuerten Kunden wie Google hat zu einer Architektur geführt, bei der jede einzelne Entscheidung auf der Grundlage harter Informationen und empirischer Analysen getroffen wurde“, sagt Bjarke Ingels, Gründer und Creative Director der Bjarke Ingels Group.
Das Ergebnis ist ein Campus, auf dem die drachenförmigen Solardächer jedes Photon einfangen, das auf die Gebäude trifft. Die 50.000 silbernen Solarzellen erzeugen insgesamt fast sieben Megawatt Energie. Ein geothermisches Pfahlsystem – das größte seiner Art in Nordamerika – speichert und gewinnt Wärme und Kälte aus dem Boden. Es reduziert die Kohlendioxidemissionen um fast 50 Prozent und den Wasserverbrauch für die Kühlung um ca. 90 Prozent. Und selbst die Bepflanzung verfolgt einen Plan: Sie bildet fleißige Wurzelgeflechte, die das Wasser aus den Gebäuden filtern und reinigen.
Hinter dem Projekt stecken viele gründlich durchdachte Entwicklungen. Mehrjährige Recherchen halfen dabei, funktionale, energieeffiziente und wirtschaftliche Gebäudelösungen zu schaffen. Ein Beispiel: Das mit einfachen Oberlichtern ausgestattete Netzsystem aus Stahlrohr im sich über alle Gebäude erstreckenden Vordach. Es minimiert nicht nur die Wärmeentwicklung, sondern senkt auch die Gesamtenergielast und sorgt für eine maximale Ausbeute der Solar-Photovoltaik auf der Außenseite. Mit seiner Hilfe kann Bay View ausschließlich mit elektrischer Energie betrieben werden.
Gemäß Googles Zielvorgabe haben die Bemühungen tatsächlich zu mehreren skalierbaren Lösungen geführt. Zukünftige Planer*innen können sich hier einiges abschauen. Sei es in puncto modularer Bauweise, bei Geothermie in neuen Maßstäben, Innovationen in der Konstruktion von Photovoltaik, bei wegweisenden Abwassersystemen oder der Gestaltung einer Landschaft, die den Wasserhaushalt unterstützt und wertvollen Lebensraum für bedrohte Wildtiere schafft.