Gut Holz!

EDGE Suedkreuz Berlin ist das nachhaltigste Gebäude Deutschlands. Sein ökologisches Geheimnis: eine Holz-Hybrid-Bauweise aus recyclefähigen Materialien.

Seit Oktober 2022 ist es offiziell: Das nachhaltigste Gebäude Deutschlands steht in der Hauptstadt. EDGE Suedkreuz Berlin heißt das siebengeschossige Büroensemble mit rund 32.000 Quadratmetern Grundfläche. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) bedachte den vom Berliner Architekturbüro Tschoban Voss geplanten Bau mit gleich zwei Auszeichnungen: DGNB Platin mit der höchsten jemals in Deutschland erreichten Bewertung von 95,4 Prozent und DGNB Diamant für die gestalterische Qualität.

Das Ensemble besteht aus zwei Gebäuden, einem größeren und vom Energieversorger Vattenfall als Zentrale genutzten „Carré“ sowie dem kleineren „Solitär“. Beide Gebäude sind in einer Holz-Hybrid-Konstruktion errichtet, die gemäß dem Cradle-to-Cradle-Prinzip aus recyclefähigen Materialien gefertigt ist. Als bundesweit erstes Projekt wurden die Materialien in dem Komplex vollständig in der Datenbank Madaster erfasst. Über einen Materialpass können alle verbauten Werkstoffe so für die Wieder- und Weiterverwendung verfolgt werden.

Das Projekt setzt in vielerlei Hinsicht neue Standards. So wurden vorgefertigte Holz-Hybrid-Deckenelemente verbaut, die auf Brettschichtholz-Fassadenstützen lagern. Außerdem kommen 445 Multibox-Wandelemente mit einer Gesamtfläche von ca. 16.000 Quadratmetern zum Einsatz. Die Verwendung der Module wirkt sich auf verschiedene Aspekte des Bauprozesses positiv aus. Sie wurden direkt auf der Baustelle montiert und feinjustiert, was eine exakte Planung und einen besonders zeiteffizienten, ökonomischen Bauablauf gewährleistete. Der ökologische Bonus: Weite Anfahrtswege entfielen, weil die Produktion in der Region erfolgte.

In den Innenräumen von EDGE Suedkreuz Berlin leistet Holz einen wichtigen Beitrag zum gesunden Raumklima. Der natürliche Werkstoff besitzt eine hohe Wärmespeicherkapazität, sodass die vorhandene Wärme länger als von anderen Baustoffen im Raum gehalten wird. Die geringe Leitfähigkeit von Holz sorgt für ein verzögertes Auskühlen und senkt so den Energiebedarf. Außerdem ist das Material leichter und energieeffizienter zu transportieren als mineralische Baustoffe.

Apropos leicht: Die Treppen im Atrium des Carrés sind als Metallkonstruktion ausgeführt, um einen überflüssigen Materialverbrauch mit hohen Holzquerschnitten und aufwendiger Metallunterspannung zu vermeiden. Das Design der Bauteile reagiert unmittelbar auf die Stärken und Qualitäten der jeweiligen Materialien, fördert das Einsparen der eingesetzten Ressourcen und reduziert das Gewicht der Bauteile. Die Dachkonstruktion wiegt aufgrund speziell entwickelter Metallknotenpunkte, ETFE-Folie sowie filigranen Holzbauteilen nur 45 Kilo pro Quadratmeter und sorgt durch schmale Querschnitte für eine gute Belichtung im darunterliegenden Atrium.

Bei Fundament und Untergeschoss kommt Beton zum Einsatz. Die auf ein Minimum reduzierten Stahlbetonbauteile dienen der Brandabschnittstrennung oder der Aussteifung des Gebäudes. Durch die intelligente Kombination von Holz und Beton konnten bei der modularen Hybrid-Lösung bis zu 50 Prozent CO2 pro Quadratmeter Nutzfläche eingespart werden. Im Vergleich zur herkömmlichen Stahlbetonbauweise wurde das Gewicht des Gebäudes um bis zu 50 Prozent reduziert. Somit verringerte sich auch der Betoneinsatz für die Fundamentplatte – was einen zusätzlich positiven Effekt auf die CO2-Bilanz des neuen Bürostandortes hat.

Fotos: HGEsch Photography