Ausweitung der Arbeitzonen

Das Büro zieht in die Hosentasche und auf die offene Mittelzone moderner Großraumbüros: Von Architektur und Interieur fordert die aktuelle Flexibilisierung der Arbeit dynamische Konzepte.

Das Büro ist im Wandel. Oder nein – eigentlich steckt es mitten in einem Umzug. Es räumt die funktionalen Arbeitskuben der 9 to 5-Architektur vergangener Jahrzehnte und bewegt sich ins Großraumbüro, in Coffee Shops und Coworking Spaces. Wer überhaupt noch ein Büro besucht, der findet dort hierarchiefreie Verkrümel-Orte, Sofa-Inseln und zonierte Funktionsräume. Das Zauberwort aktueller Bürokultur lautet: Mittelzone. Von der Architektur fordert das mehr Offenheit, flexible Strukturen und Räume, die sich auf jede Anforderung unmittelbar einstellen können.

Wenn von zeitgenössischer Arbeitskultur die Rede ist, dann fällt irgendwann der Begriff der modernen Nomaden, die kurz im Digitalen grasen und weiterziehen. Ihre Weiden sind Arbeitstresen, hochwangige Alkoven-Sofas und informelle Sitzlandschaften, die in weiträumigen Büros dem Schreibtisch den Rang ablaufen. Die inhaltliche und gestalterische Offenheit macht den Objektbereich zum derzeit progressivsten Bereich des Interieurdesigns. Viele Arbeitnehmer sind heute ungebunden - die Zukunft liegt im flexiblen Arbeiten. Was als Start-Up-Kultur begann, bewegt sich jetzt auch in die mittelständischen Unternehmen. In der Praxis bedeutet das, dass viele Arbeitnehmer nicht nur kein eigenes Büro haben, sondern unter Umständen auch keinen eigenen Schreibtisch. Trotzdem muss niemand morgens sorgenvoll ein Handtuch auffalten. In Zeiten dynamischer Platzwechsel sucht der Mitarbeiter sich bei seiner Ankunft einen passenden Platz, arbeitet nach dem Lunch in der Cafeteria weiter oder zieht mit seinen Kollegen zur Besprechung in die Sofa-Lounge. Das ist auch gut für den Arbeitgeber: Durch flexible Strukturen können rund 20 Prozent der Arbeitsfläche eingespart werden.

In den weitläufigen Büros wird die räumliche Offenheit aber auch zur Problemzone. Es gibt wenig visuelle und akustische Gelegenheiten zum Rückzug. Eine Möglichkeit, in diesen Räumen physische Grenzen zu ziehen, ist ein zugeschnittenes Interieur. Es können mobile Grenzen installiert werden, etwa durch bewegliche Stauraummöbel, Pflanzkästen oder Magazinständer. Sie lassen sich auf Rollen in laute Ecken schieben oder bilden Hecken um Meeting-Zonen. Zusätzlich bieten sich Akustik-Paneele an, die fest installiert die Decke verkleiden oder schwebend wie eine textile Skulptur installiert werden können. Aber damit ist das Ende der Entwicklung nicht erreicht. Das Büro steuert auf eine Auflösung zu. Es wird in zwei bis drei Jahrzehnten vielleicht nur noch eine Begegnungsstätte sein, die eigentliche Arbeit findet dann im Sinne der modernen Nomaden woanders statt.

Die Arbeit fließt in die Wohnung, und damit ins Private, wir nehmen sie mit in die Cafés und Parks der Stadt und in die Öffentlichkeit. Wir erledigen unsere Arbeit überall und in Eigenregie, müssen selbst für Takt und Ordnung sorgen, uns organisieren und ermahnen. Das verändert auch den Wohnraum, der nicht mehr der Ort ist, an dem wir uns von der Arbeit erholen, sondern einer unser neuen Arbeitsplätze. Ein zweischneidiges Schwert, denn einerseits können Arbeit und Privatleben besser vereinbart werden, weil der Tag autark getaktet wird, andererseits wird der Feierabend dadurch ebenso zu einem elastischen Konzept. Für Architekten heisst das, dass Wohnraum flexibel angelgt sein muss. Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer und Arbeitszimmer fließen in ihren Funktionen ineinander. Mal wird am Küchentisch mit dem Tablet eine E-Mail bearbeitet, mal die Excel-Tabelle vom Sofa aus fertiggestellt. Durch intelligente Grundrisse kann der Wohnraum auf die Nutzeransprüche – die sich auch mit der Zeit verändern können – dynamisch reagieren.

Autor: Tanja Pabelick
Bild: Object Carpet

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